Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Nissan Ariya mit 87-kWh-Akku.
06.04.2023: Wir haben mal wieder einen spannenden Neuzugang im Testwagenfuhrpark bei Puls Magazin, den Nissan Ariya. Ihr erinnert euch: Bereits vor mehr als drei Jahren hat Nissan den Stromer als zweites Pkw-Modell neben dem Leaf angekündigt; wegen Lieferproblemen im Zuge von Corona und Chipkrise hat es bis Mitte vergangenen Jahres gedauert, bis der Ariya endlich auf den Markt kam.
Also Vorhang auf: Es stellt sich vor der Ariya in der Basisversion, in der er über einen E-Motor mit 160 kW, einen 63-kWh-Akku, eine Wärmepumpe und einen einphasigen Lader verfügt. Unser Testwagen besitzt indes den größeren Motor mit 178 kW, der mindestens mit der zweiten Ausstattungsstufe Advance ausgerüstet ist und 58.990 Euro kostet. Diese bietet dann auch einen dreiphasigen 22-kW-Lader. Wir kommen zudem in den Genuss des Evolve-Pakets, das nahezu alle Annehmlichkeiten enthält, die man braucht und/oder gerne hat.
Sehr großer Akku
Im elektrischen Bereich ist das der riesige 91-kWh-Akku, der netto 87 kWh leistet, und der 22-kW-Lader; DC lädt er bis 130 kW. An Assistenten bietet er alles, was in die Klasse dazu gehört inklusive Head-up-Display, Radfahrererkennung und Kreuzungsassistent. Einziges Manko: es gibt kein Matrix-Licht. Der Preis hat es allerdings in sich: 61.990 Euro brutto, wovon man 7.178 Euro Förderung abziehen kann. Macht 54.812 Euro. Den Fahrzeugdaten widmen wir uns in einem späteren Eintrag genauer.
Doch so viel jetzt schon: Auf den ersten Kilometern macht der Ariya einen irgendwie seriösen Eindruck. Er protzt nicht mit Sportlichkeit, sondern eher mit Komfort und ruhigem Cruisen. Nach der ersten Vollladung zeigt die Kilometeranzeige 400 Kilometer Reichweite an, laut WLTP sollten es 525 sein. Doch das dürfte kaum zu schaffen sein. Was uns beim Laden schon aufgefallen ist: Es gibt keine SoC-Begrenzung.
Wir sind gespannt, was uns noch alles auffallen wird, wenn wir ein paar mehr Kilometer hinter uns haben…
11.04.2023: Zwar haben wir den Akku des Ariya noch nicht leer gefahren, doch lässt sich abschätzen, dass die Reichweitenangabe von 400 Kilometern bei voller Batterie seriös ist. Nicht nur, dass der Bordcomputer nach gut 200 absolvierten Kilometern noch 200 Kilometer Reichweite verbucht, auch der Verbrauch von guten 20,5 kWh lässt darauf schließen – und überrascht uns positiv. Denn der Ariya ist ja kein kleines Auto mit seinen 4,50 Metern Länge, seiner recht massigen Erscheinung und einem Gewicht von rund 2,1 Tonnen.
Zudem ist er ein entspannter und netter Zeitgenosse. Er nervt nicht mit überflüssigen Klingeltönen, fährt sehr ruhig und gelassen, was auch an der guten Lenkung liegt, die ebenfalls wie das Fahrwerk nicht sportlich ausgerichtet ist, aber dennoch genug Gefühl für die Straße vermittelt. Einzig die Dämpfung könnte etwas stärker eingreifen und bisweiliges Schaukeln besser abfangen.
Ein wenig tricky ist das Konzept für die Sitzheizung und -belüftung. Steht sie auf „Auto“ schaltet sich die Sitzheizung automatisch an, wenn der Starterknopf gedrückt wird. Schön ist, dass sie sehr schnell heizt; will man sie aber abschalten, muss man ein sehr kleines Symbol auf dem Monitor treffen. Und es kann sein, dass die Lüftung ebenfalls auf „Auto“ steht und abgeschaltet werden muss. Das ist ziemlich umständlich und lenkt ab.
Mannigfaltig einstellen lässt sich auch der Spurhalteassistent. Man kann ihn nicht nur aus- und einschalten, man kann ihn auch in seiner Empfindlichkeit regeln und angeben, ob man akustisch gewarnt werden soll. All das haben wir aktiviert – und dennoch gibt er sich sehr zurückhaltend, greift nicht in die Lenkung ein und drängt das abdriftende Fahrzeug nicht zurück in die Spur. Vielmehr vibriert lediglich das Lenkrad, wenn die Spur verlassen wird. Ein Loslassen des Lenkrads bei aktiviertem Tempomat ist also nicht möglich.
15.04:2023: Der Ariya gehört zu den wenigen E-Autos, bei denen man die Akku-Konditionierung manuell über das Display einstellen muss. Eine halbe Stunde Vorwärmung wird empfohlen, dann soll es beim Laden flutschen, was laut Hersteller in der Spitze 130 kW Ladestrom bedeutet. Nun, so ganz haben wir dies nicht erreicht, obwohl wir uns an das Prozedere gehalten haben. Bei einer Temperatur von 8 Grad könnte die Vorwärmzeit aber auch zu kurz gewesen sein. Doch dazu gleich mehr.
Zunächst ließ uns die Elektronik nämlich im Stich. An unserer Stamm-Ladesäule von Aral Pulse ließ sich nämlich auch nach zwei Versuchen keine Kommunikation mit dem Fahrzeug erzielen. Glücklicherweise funktionierte es am zweiten Anschluss der gleichen Säule sofort. Offenbar mochte der Ariya ihn erste nicht, denn ein Tesla, der es kurz darauf versuchte, konnte ohne Probleme laden.
Mit einer Restladung von 10 Prozent SoC legte der Ariya schließlich los – und schaffte nach wenigen Minuten eine Steigerung auf 95 kW, wonach er auf 81 kW absackte und dann bis zum Schluss in den 80ern blieb – siehe Ladechart. Für die Ladung auf 80 Prozent benötigte er somit 42 Minuten; innerhalb von 30 Minuten schaffte er 62 Prozent SoC. Keine Glanzleistung, doch angesichts der Temperatur wohl verschmerzbar. Nach der 80-Prozent-Schwelle sackte die Ladeleistung auf 66 kW (45 Minuten) und 55 kW (50 Minuten) ab.
Wie aber schon erwähnt, muss man mit dem Ariya vielleicht auch nicht so oft an den Schnelllader, denn mit seinem 22-kW-AC-Lader lässt sich der Akku auch innerstädtisch recht schnell füllen – für manchen Nutzer ein echter Vorteil. Und vielleicht schiebt Nissan ja per Software-Update einen Routenplaner mit Ladeplanung nach.
18.04.2023: Der Nissan Ariya ist kein kleiner Wagen. Vor allem die Front wirkt recht massig, doch insgesamt hat Nissan ein stimmiges Design geschaffen. Trotz der wenig windschlüpfrigen Karosserie mit einem cW-Wert von 0,297 pendelt sich der Verbrauch nach rund 420 gefahrenen Kilometern laut Bordcomputer bei genau 20 Kilowattstunden je 100 Kilometer ein – und das bei Temperaturen von meist unter 10 Grad. Wir erinnern uns: Der zuletzt von uns gefahrene Skoda Enyaq Coupé RS lag zum Schluss bei 22,8 kWh.
Entsprechend bietet der Ariya ein großzügiges Raumgefühl und viel Platz auf der Rückbank. Der Kofferraum fasst 468 Liter und lässt sich auf 1.350 Liter erweitern. Dabei besteht der Laderaumboden aus zwei stabilen Teilen, die sich bei Bedarf aufrichten lassen, um Ladegut zu sichern. Man kann sie auch ganz herausnehmen, um mehr Raum zu gewinnen. Einen Frunk gibt es nicht.
Eine Umstellung stellt die automatische Sitz- und Lenkradheizung dar. Lässt man sie auf „Auto“ stehen, dann heizen die Sitze bei Drücken des Starterknopfes (ja, es gibt ihn im Ariya) kräftig. Möchte man dies ändern muss man allerdings ein kleines Bedienfeld auf dem mittleren Monitor treffen, um zu den Einstellungen zu gelangen.
In unserem Testwagen war die massige Mittelkonsole nicht verschiebbar, das ist wohl nur den Topmodellen vergönnt. Für mehr Verwunderung hat gesorgt, dass diese Konsole lediglich ein flaches Fach für das Smartphone bereit hält, so dass man Kleinigkeiten anderswo unterbringen muss. Die beiden flachen Handschuhfächer im Armaturenbrett bieten sich da nicht unbedingt an. Immerhin gibt es eine Klappe für die Sonnenbrille im Dachhimmel und große Türfächer.
Gut zurecht gekommen sind wir mit den Tasten für die Klimatisierung, die vollständig in die Armaturenverkleidung integriert sind. Sie geben bei Druck eine gute und verlässliche Rückmeldung. Der Sprachassistent ist vom alten Schlag und braucht seine Codewörter, damit er versteht. Die Sitze sind stoffbezogen und geben guten Halt, inklusive Lordosenstütze und sorgen dafür, dass der Ariya mit seinem großen Akku ein gutes Reiseauto ist.
Nach unserem letzten Ladevorgang vor Testende am 22-kW-Lader zeigte die Reichweitenangabe übrigens 450 Kilometer an. Nach dem ersten Vollladen (siehe oben) waren es nur 400. 15 Grad Außentemperatur machen eben einen Unterschied bei der E-Mobilität.
Ach ja – nicht zu vergessen: Die Anhängelast beträgt beim Ariya mit Vorderradantrieb sowohl gebremst als auch ungebremst 750 kg. Wer mehr braucht, sollte auf den Allradler (e-4orce) zurückgreifen, der 1.500 kg gebremst ziehen darf. Stütz- sowie Dachlast betragen 75 kg.
Leider erwähnt ihr nicht, das dieses Auto ein großen Mangel hat!!
Die Türabdichtung ist mangelhaft (siehe YouTube Aria mangelhafte Türabdichtung Tube Videos oder ruft folgenden Link auf
https://photos.app.goo.gl/2jCVrdvLeYgtgDb2A).
Schade eigentlich, das auch ihr, obwohl unter den von mir beschriebenen Voraussetzungen getestest, diesen Mangel für nicht erwähnenswert gehalten habt!
Nissan bietet dieses Fahrzeug in Deutschland als SUV an und schafft es nicht dieses Auto entsprechend zu konstruieren!
Viel Zeit für alles, Antrieb, Fahrverhalten, Plattform , Drehmoment, Akku etc., Ausstattung, aber Probleme mit der Abdichtung von den Türen nicht erkannt!
Premium Klasse??
Auf keinen Fall!
Schwach von Euch 😢
Das war bei unserem Testfahrzeug nicht zu erkennen.
Danke für euren Bericht, fand ich sehr hilfreich.
PS: Manche Leutz müssen auch immer nur meckern.