Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Nissan Qashqai 1,3 Mild-Hybrid.
Keine Frage, der Qashqai ist das Flaggschiff der Marke Nissan in Deutschland. 330.000 Einheiten hat man seit der Markteinführung verkauft. Jüngst haben die Japaner das Modell grundlegend erneuert und in dritter Generation auf den Markt gebracht. Derzeit haben Kunden die Wahl zwischen zwei Versionen des Vierzylinders mit 1,3 Litern Hubraum. Das Einstiegsmodell mit 140 PS zum Preis von 25.790 Euro ist mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe kombiniert, das die Kraft auf die Vorderräder überträgt. Alternativ dazu ist das Triebwerk mit 158 PS ab der Acenta-Ausstattung zu haben. Hier gibt es entweder die Sechsgang-Schaltung oder ein Xtronic genanntes CVT-Getriebe (1.900 Euro Aufpreis).
Dieses befindet sich auch in unserem Testwagen, kombiniert mit der Tekna-plus-Ausstattung, so dass kaum Wünsche offen bleiben – inklusive großem, auf die Scheibe projezierendem Head-up-Display, elektrischer Heckklappe und Matrix-LED-Scheinwerfern. Das steigert den Preis für den Qashqai von 26.390 Euro (Basis) auf satte 47.170 Euro brutto.
Als zentrales Bedienelement fungiert ein hochauflösendes 12,3-Zoll-TFT-Display. Außer einer Smartphone-Einbindung per Apple CarPlay oder Android Auto verfügt der Qashqai bei Bedarf unter anderem über einen WiFi-Hotspot für bis zu sieben mobile Geräte, die Sprachassistenten Google Assistant und Amazon Alexa sowie Nissan Connect Services, eine spezielle App zur Steuerung und Überwachung des Fahrzeugs aus der Ferne. Nun denn, wir sind sehr gespannt.
14.02.2022: Wie sich nun zeigt, gelten die genannten 8,0 Liter Durchschnittsverbrauch vom Eintrag am 9.2.22 für die Langstrecke. Im täglichen Hausgebrauch erklimmt die Anzeige des Bordcomputers langsam aber sicher die Stufen bis hin zu 8,5 Liter je 100 Kilometer. Das ist eindeutig zu viel, und wir fragen uns, woran das liegen mag. Das Vorgängermodell mit dem 1,6-Liter-Benziner im Bekanntenkreis ist erheblich sparsamer unterwegs. Am zusätzlichen Gewicht durch die Mild-Hybrid-Technik kann es nicht liegen, beide bringen etwas mehr als 1.500 kg auf die Waage. Als Verdächtiger bietet sich das CVT-Getriebe an, aber ob dem wirklich so ist…
Beibehalten hat Nissan die clevere Zwei-Bodenplatten-Lösung für den Kofferraum (Foto). Man kann die beiden stabilen Platten einzeln herausnehmen und hat dann mehr Laderaum. Oder man stellt eine senkrecht auf und kann kleinere Gepäckstücke dadurch sichern. Praktisch sind auch die großen Türtaschen, die eine Liter-Flasche aufnehmen und noch Platz für Krimskrams bieten. Der Sprachassistent ist bisweilen ein wenig begriffsstutzig, und man muss die Adresse per Hand eingeben, was aber kein Problem darstellt.
Ach, und dann haben wir den Schalter für die Massagefunktion der Sitze gefunden, der unten am Sitz selbst angebracht ist. Differenzierte Einstellungen der Massage lassen sich zwar nicht wählen, doch die Massage an sich ist gut spürbar – benötigt haben wir sie indes nicht auf der Langstrecke.
09.02.2022: Der Qashqai der dritten Generation ist eindeutig eine stimmige Weiterentwicklung der Vorgänger, in wichtigen Punkten modernisiert, ohne aber bisherige Qualitäten zu vernachlässigen. Das ist das Fazit einer längeren (Autobahn-)Tour quer durch Deutschland. Erfreulich: Die Sitze sind trotz ihrer Straffheit überaus langstreckenlauglich, und der adaptive Tempomat sorgt für den nötigen Abstand und Entspannung am Steuer. Der Spurhalteassistent arbeitet eher unauffällig und korrigiert sanft die Richtung. Allerdings meldete er sich bei starkem Regen mehrfach ab. Wie schon im Vorgänger zeigen die Kameras ein übersichtliches Bild der Umgebung.
Trotz seiner nur gut 1.300 Kubikzentimeter Größe bringt der Vierzylinder genug Power, um den Qashqai flott auch über hügelige Strecken zu treiben; beim Beschleunigen hört man ihn aber vernehmlich arbeiten. Etwas gestört hat uns, dass Nissan die USB-Buchsen (eine USB-3, eine USB-C) in die Box unter der Armauflage versenkt hat – das Anschließen des Handys per Kabel ist dann recht unkommod. Und leider konnte der Proband die Vorgaben beim Spritkonsum von 6,2 Liter laut WLTP nicht erreichen. Wir landeten bei Verbräuchen um die 8,0 Liter.
05.02.2022: Besonders gespannt waren wir auf das CVT-Getriebe. Ein wenig in Verruf gekommen, ist das stufenlose Getriebe in früheren Ausbaustufen bei anderen Herstellern durch das laute Aufheulen beim Gasgeben ohne nennenswerte Beschleunigung. Doch schon auf den ersten Kilometern stellt sich heraus, dass die Konstruktion im Qashqai diese Eigenschaft kaum noch besitzt: Geht es ruhig vonstatten, hört man vom Motor kaum etwas. Muss man auf der Autobahn beschleunigen, wird das Treibwerk zwar deutlich hörbar, doch nicht störend. Wüsste man nicht, dass ein CVT-Getriebe am Werk ist, könnte man es für eine normale Stufen-Automatik halten.
Ansonsten beeindruckt der Qashqai mit wertig wirkenden Materialien. Die Nähte sind gesteppt und die Sitze wirken nicht nur hochwertig und mit Massagefunktion ausgerüstet; auf einer längeren Tour bewiesen sie ihre Langestreckentauglichkeit. Zudem sind sie elektrisch mannigfaltig einstellbar und verfügen über eine wirksame Lordosenstütze. Genügend Platz finden die Passagiere auf den Rücksitzen. Dahinter kann man 436 bis 1.447 Liter Gepäck stauen. Die Heckklappe wird elektrisch betrieben. HM
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