Qashqai

Test-Tagebuch: Nissan Qashqai e-Power

Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Nissan Qashqai e-Power N-Connecta.

31.12.2024: Über die Feiertage hat sich ein recht spannendes Antriebskonzept in der Redaktion vorgestellt, der Nissan Qashqai e-Power. Und wir möchten diesen ersten Tagebuch-Eintrag dazu nutzen, das Konzept vorzustellen. Denn der e-Power wird ausschließlich von einem Elektromotor angetrieben, der 140 kW (190 PS) bereitstellt und diese an die Vorderräder leitet.

Qashqai
Nissan setzt beim Qashqai e-Power auf ein ganz besonderes Antriebskonzept. Foto: Mag

Es gibt aber zusätzlich einen 1,5-Liter-Dreizylinder-Benzinmotor an Bord (116 kW/158 PS), der aber lediglich dazu dient, einen Generator zur Stromerzeugung anzutreiben. Dieser lädt den knapp 2 kWh großen Lithium-Ionen-Akku. Entscheidend ist: Es gibt keine mechanische Verbindung zwischen Verbrenner und den Antriebsrädern.

Der e-Power-Konzept ist also nicht zu verwechseln mit dem des klassischen Hybriden. Es ist auch keine Range-Extender-Lösung, denn der Benziner springt auch an, wenn etwas stärker beschleunigt wird oder wenn man schneller als 60 km/h fährt. Beim langsamen Dahin- und Ausrollen arbeitet nur der E-Motor. Auch kann man den Akku nicht extern laden; der Qashqai e-Power wird ausschließlich betankt.

Qashqai e-Power: Beides an Bord

Qashqai
Innen hat sich die neueste Generation des Qashqai kaum verändert. Foto: Nissan

Für den Stadtverkehr gibt es eine Taste, mit der man den E-Modus aktivieren und den Benziner deaktivieren kann. Dann reicht die Energie für etwa 3 Kilometer. Auch gibt es eine Taste zum Einschalten der (einstufigen) Rekuperation. Der Verbrenner schaltet sich außerdem beim kräftigen Beschleunigen oder oberhalb von 60 km/h zu.

Nissan gibt den Verbrauch mit 5,5 Liter je 100 Kilometer an, was ein guter Wert wäre, würde er sich in der Praxis bestätigen. Doch wir sind ein wenig skeptisch, denn die Umwandlung von Benzin in elektrische Energie bedingt einiges an Verlusten. Macht das Konzept Sinn? Nun, wir werden es erfahren.

02.01.2025: Wir waren mit dem Nissan Qashqai e-Power auf unserer Verbrauchsrunde. Diese absolvierte der Stromer mit Benziner-Unterstützung recht ordentlich: Nach genulltem Bordcomputer kamen wir nach fast 100 Kilometern auf einen Verbrauch von 5,6 Liter – in Bezug auf die WLTP-Angaben (5,1 bis 5,3 Liter) kann sich das durchaus sehen lassen.

Qashqai e-Power
Auf der Verbrauchsrunde konsumierte der Qashqai e-Power im Schnitt 5,6 Liter. Foto: Mag

Weniger gut sieht es mit dem Alltagsverbrauch aus. Was nicht verwundert, werden bei jedem Start die diversen Heizungen für Sitze (vorn), Windschutzscheibe, Lenkrad und bisweilen auch Heckscheibe aktiviert. Somit steht laut Bordcomputer ein Schnitt von 6,7 Liter zu Buche.

Dabei fällt auf, dass der Qashqai den Innenraum nicht so schnell aufheizt wie ein Elektroauto; er benötigt einige Minuten, bis er warme Luft verteilt. Auch lässt sich das Auto nicht per App vorwärmen beziehungsweise auftauen, was bei Wetterlagen wie die während der Weihnachtszeit (Vereisung) sehr praktisch ist.

Ansonsten ist sich der Qashqai auch in der jüngsten Ausführung treu geblieben. Bedienung, Fahrkomfort, Innenraumgröße und Ergonomie sind ausgereift und durchdacht. Vor allem die Funktionen für Klima und Sitzheizung etc. lassen sich per Taste nach dem Einsteigen schnell aktivieren und – wenn es schließlich warm ist – deaktivieren. Der Laderaum fasst 455 bis 1.440 Liter und bietet Staufächer unterhalb des Bodens.

Verbrauchsrunde: 5,6 Liter

Qashqai e-Power
Der Laderaum fasst 455 bis 1.440 Liter. Foto: Mag

Die Anhängelast des e-Power beträgt allerdings nur 750 Kilo (gebremst und ungebremst), während das zweite Qashqai-Modell, der Mild-Hybrid, bis zu 1.800 Kilo an den Haken nehmen darf. Immerhin: Die Stützlast beträgt 100 kg, die Dachlast 75.

Vom Verbrenner bekommt man im Innenraum meist nicht viel mit. Ein leises Brummen deutet darauf hin, dass er aktiv ist. Nur wenn man kräftig Strom gibt, heult er vernehmlicher, lupft man das Strompedal, wird auch der Dreizylinder wieder ruhiger – alles in allem lässt es sich damit gut leben.

06.01.2025: Und wie steht es mit dem „Euro-Klingeln“? Sie wissen ja: Seit Mitte 2023 müssen alle neuen Fahrzeuge mit einem Warnton ausgestattet sein, der ab einem Kilometer Tempoüberschreitung warnt. Und nahezu jeder Hersteller ist das Thema auf seine Weise angegangen. Auch Nissan. Im Qashqai melden sich vier (nicht unangenehm klingende) Töne. Doch man kann sie nicht für die gesamte Fahrt ausschalten, sondern man muss die Okay-Taste links am Lenkrad drücken, damit sie verstummen – und das bei jedem Überschreiten neu.

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Trägt zwei Herzen: Nissan Qashqai e-Power. Foto: Mag

Über den Verbrauch haben wir schon in den beiden vorigen Einträgen geschrieben; nun liegt der finale Gesamtverbrauch vor. Demnach konsumiert der Qashqai e-Power 6,9 Liter – im Winter wohlgemerkt und mit einigen Kurzstrecken, die in der kalten Jahreszeit besonders zu Buche schlagen. Zur Erinnerung: Auf der 100-Kilometer-Testrunde begnügte er sich mit 5,6 Litern.

Dem System immanent ist, dass eine Fahrt auch mal mit einem Verbrauch von 8 Litern enden kann, denn die Bilanz hängt freilich davon ab, wie oft der Benziner angesprungen ist.

Unter dem Strich waren wir gerne mit dem Qashqai e-Power unterwegs. Er ist ein ausgereiftes Fahrzeug, das hierzulande viele Fans hat, und sein Verkaufsanteil liegt bei 50 Prozent. Man muss aber auch zugestehen, dass das zweite Modell in der derzeitigen Palette, der 1,3-Liter Mild-Hybrid, laut WLTP 6,3 Liter benötigt und es ihm zuzutrauen ist, dass er in der (Winter-)Praxis auch bei rund 7 Litern landet.

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Je nachdem wie oft der Benziner eingreift, kann eine Fahrt auch mal mit einem Verbrauch von 8 Liter enden. Foto: Mag

Werfen wir noch einen Blick auf die Preise. Während der 1,3-Liter in der schon reichhaltig ausgestatteten Basisvariante Acenta mindestens 34.140 Euro kostet, muss man für den e-Power 39.780 Euro (auch Acenta) hinblättern. Die zweite Ausstattungsstufe N-Connecta (unser Testwagen) kostet 42.850 Euro, besitzt aber in Verbindung mit dem Winterpaket für 700 Euro schon nahezu alle Extras, die man sich für ein modernes Auto wünscht. Es fehlen: motorbetriebene Heckklappe und Head-up-Display; beides gibt es im e-Power erst ab Tekna für 46.120 Euro.

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