e-Rifter

Test-Tagebuch Peugeot e-Rifter

Im Testzeitraum von 14 Tagen fallen uns an einem Auto viele Kleinigkeiten auf. Das Test-Tagebuch fasst diese zusammen. Der Kandidat: Peugeot e-Rifter.

31.10.2022: Mit unserem neuen Kandidaten wenden wir uns einer Fahrzeugklasse zu, die, so scheint es uns, ein wenig übersehen wird, wenn es um rein elektrisch betriebene Pkw geht: die der Vans oder Hochdachkombis. Sie stammen von den im gewerblichen Bereich beliebten Kastenwagen ab und eignen sich besonders für Familien oder Menschen mit großem Platzbedarf im Auto. Der Stellantis-Konzern bietet mittlerweile einige von ihnen an, unter anderem den e-Rifter.

Jede Menge Platz

e-Rifter
Viel Platz und bis zu sieben Sitze: Peugeot e-Rifter. Fotos: Mag

Dieser besitzt (ausschließlich) einen 100 kW/136 PS starken E-Motor in Kombination mit einer 50 kWh großen Batterie – eine Kombination, wie man sie von anderen BEV-Modellen des Konzerns kennt. Die WLTP-Reichweite beträgt 280 Kilometer, die Ladezeiten liegen laut Peugeot zwischen 28 Stunden (Haushaltssteckdose) und 30 Minuten (Ladesäule mit 100 kW). „Unser“ e-Rifter ist ein Fünfsitzer mit drei Einzelsitzen im Fond und einer stattlichen Laderaumgröße von 806 bis 2.693 Liter in der Länge L2. Es gibt ihn auch mit sieben Sitzen und einem Aufpreis von 750 Euro für zwei Einzelsitze im Heck.

Nun ja 280 Kilometer sind nicht gerade viel, weswegen nicht nur wir uns einen größeren Akku wünschen würden, doch der wird nicht angeboten. Bei 100 Prozent Ladestand zum Start unserer Fahrten und 17 Grad Außentemperatur werden gut 250 Kilometer Reichweite im gut ablesbaren Display angezeigt. Die ersten 50 Kilometer gingen vorwiegend über Autobahn bei Tempi um 110 km/h, so dass der Bordcomputer einen ersten Verbrauchswert von rund 20 kWh anzeigte – was im Bereich der WLTP-Abgaben liegt.

Der Beifahrersitz ließe sich durchaus nach vorne klappen; die Armlehne verhindert das aber.

03.11.2022: Wer ein Fahrzeug wie den e-Rifter kauft, möchte vor allem eines: Platz. Und den bietet der Hochdachkombi, vor allem in der Länge L2. Wir waren bereits zweimal mit viel Gepäck unterwegs und haben uns gewundert, wie viel hineinpasst. Zuerst das Positive: Die drei hinteren Sitze lassen sich mit einem Handgriff so umklappen, dass sie fast eine Ebene mit dem Ladeboden bilden. Zudem lassen sich Pakete von mehr als zwei Metern Länge laden. Auch bei voller Beladung mit bis zu 2.455 kg kommt das Fahrwerk nicht an seine Grenzen.

Negativ ist uns aufgefallen, dass sich der Beifahrersitz zwar umklappen lässt, die Armstütze an dessen linker Seite dies aber verhindert, da sie auf der Mittelkonsole aufsetzt (Foto). Das wurde nicht richtig durchdacht. Und die Ladeklappe am Heck öffnet sich nicht hoch genug, so dass Menschen ab 1,85 Metern Größe befürchten müssen, sich an der Kante der Klappe den Kopf zu stoßen.

Fehlplatzierte Ladedose

Und es gibt noch einen konstruktiven Mangel: Hängt der E-Rifter am Strom (die Dose ist hinten links) lässt sich die Schiebetür nicht mehr öffnen. Eher lustig ist die Tatsache, dass sich die Uhr im e-Rifter weigert, die Winterzeit zu akzeptieren. Einen Frunk gibt es übrigens nicht; auch unter dem Ladeboden findet sich kein weiterer Stauraum. Sehr praktisch sind die vielen Ablagen, sie weisen auf die Abstammung des Rifter als Transporter hin. Vor allem unter dem Dach findet sich eine breite Ablage für flache Dinge.

Nun, da wir einige Kilometer abgespult haben, machen wir uns bald auf zur Schnellladestation. Bislang haben wir (laut Bordcomputer) Verbräuche zwischen 16 und 20,5 kWh gemessen, was sich für ein so hohes Fahrzeug durchaus sehen lassen kann. Nun sind wir gespannt auf die Ladeperformance.

07.11.2022: Wir waren laden am Schnelllader von Aral pulse. Zuvor sei allerdings erwähnt, dass die Prozent- (SoC) und die Reichweitenangabe in Kilometer voneinander abweichen. Während die SoC noch 21 Prozent Kapazität anzeigte, meldete die Kilometeranzeige nur noch 30 Restkilometer. Bei gefahrenen 172 Kilometern darf man davon ausgehen, dass die SoC-Anzeige realistischer ist. Die anfangs gemeldeten 252 Kilometer maximale Reichweite könnten also erreicht werden, dann sollte aber eine Ladesäule in unmittelbarer Nähe sein. Auf längeren (Autobahn-)Touren sollten Ladeintervalle zwischen 150 und 200 Kilometer machbar sein.

Wir trudelten also mit 21 Prozent SoC beim Lader ein. Bei warmen Temperaturen startete der Ladevorgang bei 71 kW und sackte dann recht gleichmäßig auf 44 kW ab. Erst nach 80 Prozent Ladestand gab es einen Knick auf 19 kW. Für die Ladung von 20 auf 80 Prozent darf man 30 Minuten veranschlagen, von 20 auf 90 Prozent 40 Minuten. In die Nähe der versprochenen 100 kW kamen wir nicht.

Angezeigt wird beim Schnellladen nur der Ladestand in Prozent. Beim AC-Laden mit 11 kW werden hingegen die verbliebene Ladezeit sowie die geladenen Kilometer angezeigt. Der zentrale Screen liefert beim Fahren übrigens Infos über den Verbrauch in bestimmten, vom Fahrer definierbaren Zeiträumen.

Das Schluckvermögen des e-Rifter ist beeindruckend.

09.11.2022: Wir stellen fest: Der e-Rifter ist ein Van mit Nutzfahrzeugabstammung, der nach dem Aussterben der einst so beliebten Großraumlimousinen wie Renault Espace oder VW Sharan für Familien zu einer bezahlbaren Alternative avancieren könnte. Umso wichtiger ist der Blick auf die Preise. Unser Testwagen besitzt die Ausstattung Allure, darüber kommt noch GT. Er kostet brutto 42.440 Euro und kommt damit in den Genuss der vollen Umweltprämie. Freilich gibt es noch viele Features, mit denen sich das Auto aufpeppen lässt; unser Testwagen ist bestückt mit einer 230-Volt-Steckdose (100 Euro), Vorrüstung für die Anhängerkupplung (350/der e-Rifter darf 750 kg an den Haken nehmen und hat 50 kg Stützlast), Paket „easy“ mit Einparkhilfe, 360-Grad-Kamera, Totwinkelassistent und Park Assist (700), Sitzheizung vorne (300), Mode-2-Ladekabel (90) sowie 2-Zonen-Klima (300). So kommt unser Testwagen (mit noch einigen anderes Extras) auf insgesamt 46.480 Euro.

Was leider nicht geliefert werden kann – auch nicht gegen Aufpreis -, ist LED-Licht, was sehr schade ist, da die Halogenleuchten nicht mehr zeitgemäß sind. Zudem gibt es die erwähnte Sitzheizung nur für den Fahrer, was einmal mehr die Abstammung vom Nutzfahrzeug unterstreicht. Ein weiteres Erbe – diesmal ein positiv zu wertendes – sind die großen Außenspiegel. Viele der Extras sind in Paketen zusammengefasst, was ein intensives Studium der Preisliste unumgänglich macht – aber das kennt man ja.

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