Zulassungen

V2G – das E-Auto als Stromspender

„V2G“-Projekt von Fiat, Terna und eps: Wenn das Elektroauto als Minikraftwerk fungiert. Testphase in Turin angelaufen.

Wenige Monate dauert es, dann kommt der erste vollelektrische Cinquecento auf den Markt. Am Hauptsitz von Fiat in Mirafiori in Turin wird die beliebte Knutschkugel produziert, nicht wie die Verbrenner-Kollegen in Polen. 64 Exemplare der sogenannten Vorserie tummeln sich derzeit unter Sonnenkollektoren wie Säuglinge an Mutters Brust. Sie parken an speziellen Ladestationen, die nicht nur in einer Richtung funktionieren. Sie können die in 500er-Batterien gespeicherte elektrische Energie nämlich wieder ins Stromnetz zurückspeisen.

Hopper

Das Ziel: Elektrofahrzeuge sollen die elektrische Versorgung in unseren Städten stabilisieren, indem sie als Puffer und somit als aus dem Stromnetz ausgelagerte Minikraftwerke arbeiten. Die Technologie heißt „Vehicle to Grid“ (V2G), zu Deutsch: vom Fahrzeug zurück ins Netz. Sie ermöglicht es den Fahrzeugen, Energie mit dem Stromnetz auszutauschen, macht sie somit zu einer wertvollen Ressource für das von Terna betriebene nationale Stromnetz. Die Technologie ist nicht neu, wurde aber noch nie großflächig umgesetzt. Das Projekt soll das Umdenken der weltweiten Energieversorgung einläuten. Startpunkt Turin.

Das Elektroauto als Energiespeicher

Um das unter Beweis zu stellen, verwendet FCA bereits fertiggestellte elektrische Fiat 500, die auf ihre Auslieferung warten. Sie nutzen ihre Zeit auf Halde und sollen ihren Beitrag dazu leisten, Laden in zwei Richtungen marktreif zu machen. Italien soll damit gar zum Markführer intelligenter Energieversorgung werden. Die simple Erkenntnis: Wenn Fahrzeuge zu 95 Prozent ihrer Betriebszeit stehen, haben sie ein gewaltiges Potenzial, als dezentrale Energiespeicher und -lieferanten zu fungieren.

Phase eins startet

Fiat V2G
Die erste Testphase des V2G-Projektes in Turin startet nun. Fotos: Fiat

Phase eins des italo-gallischen Vorzeigeprojektes zwischen FCA, dem französischen Unternehmen Engie „eps“ für dezentrale Energieerzeugung und dem italienischen Energienetzspezialisten Terna startet jetzt auf dem Werksgelände in Mirafiori nach vier Monaten Bauzeit. In diesem ersten Schritt geht es vor allem darum, Daten darüber zu sammeln, wie das Zusammenspiel zwischen Energiekonzern und Fahrzeugen bestmöglich ablaufen kann. Denn die sognannte bidirektionale Technologie funktioniert nur dann effizient, wenn Auto und Ladeinfrastruktur eine gemeinsame Sprache sprechen.

Die Fahrzeuge kommunizieren untereinander

Ein mit Hilfe von künstlicher Intelligenz standardisiertes Kommunikationsprotokoll soll bis Ende 2021 etabliert sein. Auf dieser Basis können dann 350 Ladesäulen und bis zu 700 Elektroautos, darunter vielleicht auch der bald vollelektrisierte Transporter Ducato, miteinander kommunizieren. Das weltgrößte Labor dieser Art soll in Phase zwei die Wirtschaftlichkeit für FCA und Terna berechnen.

Der Chef von Engie „eps“, Carlalberto Guglielminotti, schaut nach vorn: „Wenn im Jahr 2030 nur fünf Prozent aller in Europa gefahrenen Fahrzeuge elektrisch unterwegs wären, könnten sie das Stromnetz revolutionieren und für das Gleichgewicht innerhalb der europäischen Energiemärkte entscheidend sein.“

Spannend auch für Fuhrparks

„Das Parken der Fahrzeuge als Immobilie auf dem Firmengelände verwandelt sich von einem Nachteil in einen finanziellen Vorteil, der in absehbarer Zeit insbesondere auch von Fuhrparkmanagern genutzt werden kann“, sagt Roberto Di Stefano, Leiter e-Mobilität der FCA. Diese Funktion als externer Dienstleister in Sachen Netzstabilisierung könne sich auch für den Besitzer einer heimischen Wallbox, die auch in zwei Richtungen funktioniert, bezahlt machen.

„Wir wollen unseren Kunden zeigen, dass ‚V2G‘ funktioniert“, sagt Lodovico Cavazza Isolano, e-Mobilitätsmanager bei FCA und Chef des Projektes. Deshalb drängen er und Di Stefano auf rasche rechtliche Regelungen, damit die V2G Technologie schon bald aufs Flottenmanagement ausgeweitet werden könne, um die Betriebskosten der Fahrzeuge zu senken. Susanne Roeder/SP-X

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