Den Roller Vespa Elettrica gibt es nun auch mit 70 km/h Höchstgeschwindigkeit. Wir habe eine Runde gedreht.
Rollerfahren ist für viele Vespafahren. Die italienischen Flitzer sind die Klassiker unter den Cityflitzern, bekommen aber immer mehr Konkurrenz – vor allem beim elektrischen Antrieb. Vor alle die chinesischen Produkte rollen verstärkt in Deutschland auf den Markt. Mit Piaggio, dem Hersteller der Vespa, stemmt sich mittlerweile auch ein traditioneller Roller-Hersteller aus Europa gegen die Flut aus Fernost.
Die Vespa Elettrica wird zum Modelljahr 2020 überarbeitet und bekommt sogar mit noch mehr Schwung: Die emissionsfreie Roller-Ikone gibt es nun in einer 70-km/h-Variante. Diese macht alles so gut wie die 45-km/h-Elettrica, eine entscheidende Sache sogar ein bisschen besser.
Ein echter Blickfang
Auch als E-Version ist die Vespa das, was sie immer schon war: ein echter Blickfang. Neben klassischen Kurven und Premiumanmutung bietet die Elettrica zudem feine Techniklösungen. Dazu gehört das große Farbdisplay im Cockpit, welches grafisch hübsch aufbereitet, viele Informationen wie etwa die Außentemperatur zeigt. Eine kluge Menüführung erlaubt es dem Nutzer zudem, sich über Schalter am Lenker durch Menüs zu hangeln und viele Einstellungen vorzunehmen.
Also los geht´s. Zunächst noch etwas kompliziert mutet der Startvorgang an: Nach dem Drehen des Zündschlüssels muss man im Display einen der drei Fahrmodi Eco, Power und Reverse anwählen und diesen nochmalig mit einem längeren Tastendruck bestätigen. Erst jetzt ist die Elettrica startklar. Gefahren wird natürlich im Power-Modus, der das Fahren mit Maximalgeschwindigkeit erlaubt.
Ab 60 km/h wird es zäh
Die 45er-Elettrica stürmt recht flink auf die maximal 49 km/h, die der Tacho auf ebener Fläche anzuzeigen gewillt ist. Spritzig, leise und geschmeidig stromert die Vespa auf den Gasbefehl los. Die schnellere der beiden Elettrica schafft dank einer anderen Steuerungssoftware und einer längeren Endübersetzung nach oben raus jedoch deutlich mehr. Jenseits der 50 geht es zügig weiter, so ab 60 km/h wird der Geschwindigkeitszuwachs allerdings zäh.
Einen ebenfalls souveränen Eindruck hat die Batterie hinterlassen. Sie ist fest montiert. Leider. Dafür aber kein Papiertiger, denn der Bordcomputer zeigte beim Start die von Piaggio proklamierten 70 Kilometer Reichweite an, am Ende der Tour blieben 40 davon übrig. Und das im Stadtverkehr, den Gasgriff fast immer am Anschlag und bei frischen 10 Grad Außentemperatur – an diesem Tag herrschten nicht die besten Voraussetzungen hohe Reichweiten. Diese können sich bei vielen anderen E-Rollern schon nach wenigen Kilometern halbieren oder weiter verkleinern. Die 70 Kilometer der Elettrica beziehen sich übrigens auf den Power-Modus. Im Eco-Modus, der maximal 45 km/h erlaubt, sollen mehr Kilometer drin sein.
Vier Stunden Ladezeit
Die großzügig dimensionierte Batterie mit LG-Zellen bietet damit ein für den urbanen Einsatz mehr als ausreichendes Reichweitenfenster. Darüber hinaus lässt sich der Akku schnell laden. Maximal vier Stunden soll das Nachzapfen an einer Haushaltssteckdose dauern. Dafür steckt extra unter der Sitzbank ein fest installiertes Korkenzieherkabel, welches einfach in eine Steckdose gestöpselt wird. Man muss also nicht umständlich die Batterie herausnehmen und an ein spezielles Ladegerät anschließen. Einfacher Haushaltstrom im Umkreis von zwei Metern reicht. Für Laternenparker könnte es allerdings ein Problem sein, die Elettrica nachts mit Strom zu füttern. Für einen solchen Nutzer sind E-Roller mit mobilen Batterien natürlich attraktiver.
Viele praktische Lösungen
Dennoch zeichnet sich die Vespa Elettrica vor allem auch durch sehr praktische Lösungen aus. Unter der schick bezogenen Sitzbank befindet sich ein großes Staufach, in dem ein Jethelm Platz findet. Außerdem gibt es auf der Innenseite des Beinschilds ein abschließbares Zusatzfach mit Lademöglichkeit für Smartphones. Letzteres lässt sich auch mit dem Fahrzeug verbinden. Zudem gehört zur Ausstattung ein gut ausleuchtender LED-Scheinwerfer. Anders als bei vielen E-Rollern aus China stimmt außerdem die Ergonomie, die einem normal gewachsenen Europäer eine tadellos passende Sitzposition beschert. Von hier hat man in alle Richtungen einen guten Überblick und das Fahrzeug perfekt unter Kontrolle.
Der im Vergleich zu vielen China-Rollern erfreulich hohe Perfektionsgrad der Vespa Elettrica hat einen leider hohen Preis: Die 70er-Version kostet mit 6.700 Euro zwar nur 300 Euro mehr als die Elettrica 45, doch beide Varianten sind damit schlichtweg teuer. Immerhin bekommt man dafür einen rundum charmanten Einspurstromer, der sich anders als viele Mitbewerber keinen ernsten Patzer leistet. Und das ist einiges wert. HM/SP-X
Vespa Elettrica 70 – Technische Daten:
Motor: Radnaben-Elektromotor im Hinterrad, 3,5 kW/4,8 PS Dauerleistung, 4 kW/5,4 PS Spitzenleistung. Reichweite laut Hersteller: 70 km im Powermodus. Batteriekapazität: 86,4 Ah beziehungsweise 4,2 kWh. Ladezeit: 4 Stunden. Höchstgeschwindigkeit 70 km/h.
Maße und Gewichte: Länge 1,87 m, Höhe 1,15 m, Breite 0,74 m. Gewicht mit einer Batterie 130 kg; Preis: 6.690 Euro.
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