Noch vor der politischen Sommerpause soll der Masterplan Ladeinfrastruktur verabschiedet werden. Die Fehler der alten Regierung werden angegangen, aber wird eine Weichenstellung vorgenommen, die den Anforderungen in der Zukunft gerecht wird? Darüber hat dmt-Geschäftsführer Eckhard Schulte sich Gedanken gemacht und mit Markus Emmert auf der Power2Drive in München gesprochen, der seine Sicht und die Sicht des BEM erklärt.
„Zuerst einmal sollten wir alle Beteiligten für die Anstrengungen, die Veränderungsbereitschaft und den Willen zu Verbesserungen loben. Um aber für mehr Akzeptanz bei den verschiedenen Nutzergruppen zu sorgen, muss noch mehr passieren“, äußert sich Markus Emmert, Vorstand des BEM e.V. (Bundesverband Elektromobilität) und Leiter der BEM-Arbeitsgruppen. dmt-Geschäftsführer Eckhard Schulte meint, es müsste mittlerweile dem Letzten klar sein, dass das Festhalten an fossilen Energien ökologisch, ökonomisch und auch politisch nicht mehr tragbar ist. Falsche Anreize, überbordende Verwaltungsakte und Ressourcenknappheit verlangsamen die längst notwendigen Schritte.
Das Auto als Speicher
Auch das bidirektionale Laden ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft. Hierbei fließt der Strom nicht nur von der Ladestation ins Auto, sondern bei Bedarf auch wieder zurück in das Energienetz des Hauses. Derzeit sprießen die Angebote für Solaranlagen in Verbindung mit völlig überteuerten Hausspeichern aus dem Boden. Der Verbraucher ist mit dem Lockwort Autarkie und selbst produziertem Grünstrom bereit, fast jeden Preis zu zahlen. Dass die Angebote völlig überzogen sind, sieht man am Vergleich der Kosten für die kWh-Speicher im Auto, die mit 150 bis 200 Euro kalkuliert werden. Bei Hausspeichern ist es gern mal mehr als das Fünf- bis Zehnfache.
Noch eindringlicher ist der Ruf nach bidirektionalem Laden aber eher aus ökologischer Sicht. Warum einen Speicher überhaupt produzieren, wenn der perfekte Speicher meistenteils ungenutzt vor der Tür steht? Die Speicherproduktion ist derzeit alles andere als CO2-neutral. Technisch ist das Ganze nicht trivial, aber machbar. Was uns wieder hemmt, sind Interessensgruppen und Verwaltungsakte. Wie fast immer in Deutschland. Und was liefert der Masterplan dazu? „Bidirektionales Laden findet aktuell im Masterplan Ladeinfrastruktur nicht statt,“ resümiert Markus Emmert.
Fehlanzeige erneuerbare Energien
Bekannt ist, dass für die zusätzlichen E-Fahrzeuge, die in den Markt kommen, auch dementsprechend viele Ladepunkte in den Markt gebracht werden müssen. Was fehlt, sind Maßnahmen, um auch dementsprechend den Ausbau erneuerbarer Energien sicherzustellen. Selbst seit Jahren fertiggestellte PV-Großanlagen dürfen teilweise nicht ans Netz gehen, weil uns ein Verwaltungsakt wichtiger ist, als der schnelle Umstieg auf Erneuerbare. Auch beim Wasserstoff fehlt es an grüner Energie. Und Wasserstoff soll doch die Basis für den Ausstieg aus der Fossilen Energie in der Industrie sein. Es gibt also noch einiges zu verbessern am Masterplan und nicht nur da!
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