Volkswagen legt mit dem ID.4 nach. Unser Autor hat ihn sich genau angesehen und interessante Details entdeckt.
Der Modulare Elektrifizierungsbaukasten (MEB) des VW-Konzerns bietet viele Möglichkeiten. Nach dem ID.3 stehen nun auch der kürzlich mit einer Weltpremiere gefeierte Skoda Enyaq und nun der Volkswagen ID.4 auf dieser Plattform. Seat wird im kommenden Jahr ebenfalls vom MEB profitieren.
Doch bleiben wir bei der ID-Familie. Obwohl der Radstand von ID.3 und ID.4 mit 2,77 Metern identisch ist, trumpft das Kompakt-SUV der Marke mit deutlich mehr Platz auf. Grund dafür ist das Längenwachstum um 32 Zentimeter auf 4,58 Meter. Darüber dürfen sich vor allem die Heckpassagiere freuen. Im Fond gibt es Raum in Hülle und Fülle. Selbst bei einer Körpergröße von fast 1,90 Metern ist noch reichlich Beinfreiheit vorhanden. Die reicht sogar an den Tiguan Allspace heran. Und natürlich wird bei VW auch der Elektrovorreiter Tesla als Vergleich herangezogen. „Das Modell Y ist zwar sieben Zentimeter länger als der ID.4, ist aber im Innenraum 19 Zentimeter kürzer“, wird in Wolfsburg betont.
Drei Kindersitze im Fond
Bei Bedarf lassen sich nebeneinander sogar drei Kindersitze befestigen, die beiden äußeren mit dem Isofix-System. Fahrer und Passagiere steigen durch große Türausschnitte ein oder aus. Da die Bodenfreiheit mit 21 Zentimetern die des ID.3 um sechs Zentimeter übertrifft, sitzen alle Insassen auch entsprechend höher. Apropos Türen. Die Griffe liegen bündig in der Karosserie und entriegeln serienmäßig elektrisch. Lediglich ein sanfter Fingerdruck ist notwendig.
Das Ladevolumen des Kofferraums kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen, liegt in etwa auf Tiguan-Niveau. 543 Liter stehen für Koffer oder Einkauf zur Verfügung, 1.575 Liter sind es, wenn die hinteren Lehnen vorgeklappt sind. In der Max-Ausstattung der anfangs lediglich angebotenen 1st Edition öffnet und schließt die Heckklappe elektrisch. Dazu gibt es ein Gepäcknetz, eine Netztrennwand und einen variabel einsetzbaren Ladeboden. Letzterer ist allerdings für die Anfang 2021 kommenden Basismodelle auch auf Wunsch nicht zu haben. Das gilt auch für die Anhängerkupplung. Das Elektro-SUV mit dem 150 kW (204 PS) starken Motor ist in der Lage, bis zu 1,2 Tonnen an den Haken zu nehmen. Damit lässt sich problemlos der Grünschnitt aus dem Garten zum Wertstoffhof oder auch das Pferd von der Weide zum Stall transportieren.
Bis zu 1,2 Tonnen Anhängelast
Wie schon beim ID.3 kommt die Instrumententafel ohne physische Tasten und Schalter aus. Der Fahrer sieht die wichtigsten Anzeigen auf einem kompakten Display, das er über das Multifunktionslenkrad steuert. Am rechten Rand des Displays liegt eine große Wippe, die zur Wahl der Fahrstufen dient. In der Mitte der Instrumententafel steht das große Touch-Display für Navigation, Telefonie, Medien, Assistenzsysteme und Fahrzeug-Setup. Im Volkswagen ID.4 First hat es eine Diagonale von zehn Zoll, im ID.4 First Max zwölf Zoll. Die serienmäßige Sprachbedienung „Hallo ID“, die viele alltägliche Formulierungen versteht, bildet die zweite Bedienebene. Das serienmäßige ID.Light liegt als schmales Band unter der Windschutzscheibe. In vielen Situationen, etwa beim Abbiegen und Bremsen, unterstützt es den Fahrer mit intuitiv verständlichen Lichteffekten.
Das Augmented-Reality-Head-up-Display (Serie im ID.4 First Max) projiziert Navigationspfeile und andere Anzeigen so, dass sie optisch wie weit vor dem Fahrzeug liegen. Die First-Edition-Modelle sind mit dem Navigationssystem Discover Pro ausgestattet. Die Online-Sprachbedienung macht dann die natürliche Sprachbedienung noch besser, weil viele Funktionen vom geballten Wissen der Cloud profitieren. App Connect erlaubt das Medienstreaming über das Smartphone. Der Fahrer und die Passagiere können ihre Handys in deren native Umgebung einbetten, also Android Auto, Apple Car Play und Mirror Link.
Großer Akku und viel Ausstattung
Angetrieben werden die generell heckgetriebenen First-Edition-Modelle von einem Elektromotor mit 150 kW (204 PS) und einem Drehmoment von 310 Newtonmetern. Die Energie dafür liefert eine Batterie mit 77 Kilowattstunden (kWh). Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 gelingt damit in 8,5 Sekunden. Bei 160 Kilometern in der Stunde ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht.
Der Akku wiegt 493 Kilogramm und soll laut WLTP-Zyklus bis zu 520 Kilometer Reichweite ermöglichen. Das Batteriegehäuse, das aus Aluminium-Profilen besteht und von einem starken Rahmen geschützt wird, birgt zwölf Zellmodule. Jedes von ihnen integriert 24 Pouch-Zellen mit flexibler Außenhülle. In die Bodenplatte eingelassene Wasserkanäle temperieren sie. Volkswagen garantiert dafür, dass die Batterie nach acht Jahren oder 160.000 km Fahrstrecke noch mindestens 70 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität hat.
Kein One-Pedal-Feeling
Wie schon beim ID.3 hat sich VW gegen das One-Pedal-Feeling und damit gegen das automatisch eingeleitete starke Rekuperieren entschieden. Der Fahrer entscheidet also mit dem Gangwahlschalter, ob das Auto Energie zurück gewinnen soll, wenn er das rechte Pedal freigibt. Wenn die Stufe D (Drive) eingelegt ist, segelt es in diesem Fall in den meisten Situationen, der E-Motor dreht frei mit. In Stufe B (Brake) wird die E-Maschine zum Generator und speist Strom in die Batterie zurück. Bei vielen leichten Bremsungen in Alltagssituationen übernimmt der Elektromotor die Verzögerung allein, erst darüber kommen zusätzlich die hydraulischen Radbremsen ins Spiel.
An einer DC-Schnellladestation, etwa von Ionity, kann der ID.4 mit der 77 kWh-Batterie in etwa 30 Minuten Gleichstrom für die nächsten 320 Kilometer (gemäß WLTP) nachladen – mit bis zu 125 kW Ladeleistung. An öffentlichen Ladepunkten können ID.4-Kunden Wechselstrom (AC) mit dem Mode-3-Kabel laden. Über We Charge steht dabei laut VW eines der größten Netzwerke in Europa mit mehr als 150.000 öffentlichen Ladepunkten zur Verfügung. Eine einzige Karte eröffnet demnach den Zugang.
Zwei Ausstattungen zu Beginn
Zum Auftakt bietet Volkswagen mit dem ID.4 First und dem First Max zwei auf 27.000 Einheiten limitierte Editionsmodelle zum Preis von etwas weniger als 49.000 beziehungsweise weniger als 59.000 Euro (16 Prozent Mehrwertsteuer) an. Dabei können Kunden jeweils 9.480 Euro Brutto-Förderung in Anspruch nehmen. Der Volkswagen ID.4 First rollt auf 20-Zoll-Rädern an und ist mit dem Exterieur-Style-Paket, dunkler Verglasung im Fond beheizbaren Sitzen vorn, Ambientebeleuchtung mit 30 Farben, Edelstahlpedale, Rückfahrkamera, Climatronic und beheizbarer Windschutzscheibe bestückt. Das Navigationssystem Discover Pro und vier USB-Buchsen sind ebenso Serie wie der Front Assist, die Distanzregelung ACC und ein Spurhalteassistent. Serie sind auch die Wärmepumpe, die den Innenraum effizient heizt und kühlt sowie die Anhängevorrichtung.
Der ID.4 First Max bietet zusätzlich LED-Matrix-Scheinwerfer, 3D-LED-Rückleuchten, 21-Zoll-Räder, Progressivlenkung und die Adaptiven Fahrwerksregelung DCC. Zum Serienumfang gehören außerdem elektrisch einstellbare Sitze, ein riesiges Panorama-Glasdach, Akustikverglasung, die elektrische Heckklappe, das Augmented-Reality-Head-up-Display, ein Zwölf-Zoll-Display, der Travel Assist, der Side Assist und der Emergency Assist.
Basismodell folgt 2021
Werksseitig etwas weniger ausgestattet werden die Modelle mit weniger Leistung und kleineren Batterien sein, die im nächsten Jahr folgen. Die Mindestreichweite des Einstiegsmodells zum Preis von weniger als 37.000 Euro wird mit 320 Kilometern angegeben. Der Akku mit einer Kapazität von 52 kWh ist mit Motoren zu kombinieren, die 109 oder 125 kW (148/170 PS) leisten. Die 77 kWh-Batterie wird zudem noch mit einem 128 kW- (174 PS-) Motor angeboten.
Doch auch nach oben wird die Palette noch erweitert. Zusammen mit dem großen Akku wird es eine Allradversion mit mehr Leistung geben. Während der ID.3 lediglich für Europa konzipiert wurde, soll der Volkswagen ID.4 weltweit vermarktet werden. Die Produktion in Zwickau reicht dafür nicht aus. In China sind deshalb zwei Werke geplant, im amerikanischen Chattanooga wurde bereits der Grundstein für eine entsprechende Produktionsstätte gelegt. Wolfgang Schäffer
Add a Comment