Volkswagen bietet für den ID.4 ein breit gefächertes Angebot. Kein Wunder, soll er doch ein Millionen-Seller werden. Erste Fahreindrücke.
SUV liegen in der Gunst der Kunden ganz weit vorn. Und die E-Mobilität ist mächtig auf dem Vormarsch. Nur konsequent also, das VW anlässlich der verkündeten Elektro-Offensive mit dem ID.4 ein entsprechendes Fahrzeug ins Programm aufnimmt. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Autos der Editionsmodelle beim Kunden sein. Die Basisversion für rund 37.000 Euro folgt Mitte kommenden Jahres.
Wir waren auf ersten Testfahrten mit der leistungsstärksten Version des Volkswagen ID.4, angetrieben von dem 150 kW (204 PS) starken E-Motor, unterwegs. Dass die Maschine mit einem mächtigen Antritt überzeugt, ist nicht überraschend. 310 Newtonmeter, die von Anfang an zur Verfügung stehen und die Hinterachse antreiben, sind Garant für einen Katapultstart. Doch bis der ID.4 die Marke von Tempo 100 erreicht, vergehen immerhin 8,5 Sekunden. Das ist immer noch schnell, aber keinesfalls überragend. Muss und soll es auch nicht. Der zweite Vertreter der ID-Baureihe ist mit einer Reichweite zwischen fast 350 und 520 Kilometern (je nach Akkugröße) nach WLTP-Modus sowie großem Platzangebot ein auf den Alltagsbetrieb ausgelegtes Fahrzeug. Das unterstreicht zudem der mit 10,2 Metern beeindruckend kleine Wendekreis. In der Spitze wird übrigens bei Tempo 160 abgeregelt.
Nachkomme des Tiguan
Während der ID.3 so etwas wie das Pendant zum Golf sein soll, soll der ID.4 möglichst in die Fußstapfen des erfolgreichen Tiguan treten. Der inzwischen meistverkaufte VW ist sieben Zentimeter kürzer als das 4,58 Meter lange, 1,85 Meter breite und 1,61 Meter hohe E-Auto. Das aber übertrifft in Sachen Platzangebot mit einem Radstand von 2,77 Metern sogar den zwölf Zentimeter längeren Tiguan Allspace, reicht fast an den Touareg heran.
Darüber dürfen sich im Volkswagen ID.4 vor allem die Heckpassagiere freuen. Im Fond gibt es Raum in Hülle und Fülle. Selbst bei einer Körpergröße von fast 1,90 Metern ist noch reichlich Beinfreiheit vorhanden. Und die Breite von 1,85 Metern bietet die Möglichkeit, drei Kindersitze zu montieren. Auf den beiden äußeren Plätzen ist ebenso wie auf dem Beifahrersitz das Isofix-System installiert. Ein Plus an Sicherheit, über das sich Familien mit Kindern auf alle Fälle freuen dürften.
Viel Platz
Große Türausschnitte erleichtern Fahrer und Passagieren das Ein- oder Aussteigen. Zudem kann der kleinere Nachwuchs bequem in den Kindersitze gehievt und dort gesichert werden. Die Bodenfreiheit beträgt 21 Zentimeter. Das sind sechs Zentimeter mehr als beim ID.3. Dementsprechend sitzen alle Insassen auch höher, haben damit eine gute Rundumsicht. Apropos Türen. Die Griffe liegen bündig in der Karosserie und entriegeln serienmäßig elektrisch. Lediglich ein sanfter Fingerdruck ist dafür notwendig.
Das Ladevolumen des Kofferraums kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen, liegt in etwa auf praxistauglichem Tiguan-Niveau. 543 Liter stehen für Koffer oder Einkauf zur Verfügung, 1.575 Liter sind es, wenn die hinteren Lehnen vorgeklappt sind. Ist der variable Ladeboden im Auto, ergibt sich eine ebene Fläche. In den Basismodellen aber bleibt immer eine Stufe, da der variable Untergrund dann – weshalb auch immer – nicht zu haben ist.
„Hallo, ID“
Beim Blick auf den Instrumententräger wird sofort klar, dass die Designer wie schon beim ID.3 auf physische Tasten und Schalter verzichtet haben. Die wichtigsten Anzeigen für den Fahrer sind auf einem kompakten Display zu sehen, das sich individuell über das Multifunktionslenkrad einrichten lässt. Am rechten Rand des Displays liegt eine große Wippe, die zur Wahl der Fahrstufen D, B N und R dient. Dazu später mehr. In der Mitte der Instrumententafel steht das große Touch-Display – je nach Version zehn oder zwölf Zoll – für die serienmäßige Navigation, Telefonie, Medien, Assistenzsysteme und Fahrzeug-Setup. Werksseitig integriert ist die natürliche Sprachbedienung, die mit „Hallo ID.“ aktiviert wird und viele alltägliche Formulierungen versteht. Ebenfalls ohne Aufpreis gibt es beim Volkswagen ID.4 das so genannte ID.Light. Als schmales Band liegt das unter der Windschutzscheibe. In vielen Situationen, etwa beim Abbiegen und Bremsen, unterstützt es den Fahrer mit intuitiv verständlichen Lichteffekten. Das gab es bereits im ID.3. Doch im Vergleich zu dem ist der ID.4 mit höherwertigen Materialien wie beispielsweise deutlich mehr geschäumten Flächen ausgestattet.
Vier Leistungsstärken
Doch nun zu den Antrieben. VW bietet den E-Motor in vier unterschiedlichen Leistungsstärken und zwei Batteriegrößen an. Für den kleineren Akku im ID.4 Pure und ID.4 City mit 52 Kilowattstunden (kWh/netto) stehen Aggregate mit 109 kW (148 PS) und 125 kW(170 PS) zur Verfügung. Die 77-kW-Batterie lässt sich mit 128 kW (174 PS) oder 150 kW (204 PS) kombinieren. Doch nach oben wird die Palette noch erweitert. Zusammen mit dem großen Akku wird es eine Allradversion mit mehr Leistung geben. Die Vorderachse wird dann zusätzlich mit einem 75 kW (102) starken Motor angetrieben. Die Systemleistung klettert dann auf 225 kW (306 PS) und das Spitzentempo wird auf 180 angehoben. Vermutlich wird der Allradler als R-Version auf den Markt kommen.
Laden mit 50, 100 oder 125 kW
Die Basisbatterie besteht aus neun Modulen, die jeweils 24 Pouch-Zellen mit flexibler Außenhülle integrieren und wiegt 344 Kilogramm. Das zweite Batteriesystem (ab ID.4 Pro und ID.4 Life) setzt sich aus zwölf Modulen zusammen und bringt 493 Kilogramm auf die Waage. An der heimischen Wallbox laden die ID.4 Modelle mit der großen Batterie mit elf kW Leistung, der ID.4 Pure und der ID.4 City mit 7,2 kW. Alle ID.4 Modelle bringen einen CCS-Ladeanschluss für das schnelle Laden mit Gleichstrom (DC) mit. Der ID.4 Pure und der ID.4 City laden hier mit 50 kW (optional 100 kW), alle anderen Modelle mit bis zu 125 kW. Sie können in etwa 30 Minuten Gleichstrom für die nächsten 320 km (gemäß WLTP) nachladen. An öffentlichen Ladepunkten können die Kunden den ID.4 über das serienmäßige Mode-3-Kabel laden. Volkswagen garantiert dafür, dass die Batterie nach acht Jahren oder 160.000 km Fahrstrecke noch mindestens 70 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität hat.
Kein One-Pedal-Feeling
Wie schon beim ID.3 hat sich VW auch beim ID.4 gegen das One-Pedal-Feeling und damit gegen das automatisch eingeleitete starke Rekuperieren entschieden. Der Fahrer entscheidet also mit dem – fürs häufige Bedienen nicht günstig platzierten – Gangwahlschalter, ob das Auto Energie zurück gewinnen soll, wenn er das rechte Pedal freigibt. Wenn die Stufe D (Drive) eingelegt ist, segelt es in diesem Fall in den meisten Situationen, der E-Motor dreht frei mit. In Stufe B (Brake) wird die E-Maschine zum Generator und speist Strom in die Batterie zurück. Bei vielen leichten Bremsungen in Alltagssituationen übernimmt der Elektromotor die Verzögerung
alleine, erst darüber kommen zusätzlich die hydraulischen Radbremsen ins Spiel.
Optisch haben die Designer dem ID.4 eine Mischung aus weichen, fließenden Formen mit scharfen Abrisskanten verpasst. Das Gesicht wird dominiert von einem breiten Lufteinlass im unteren Bereich sowie die flach gezeichneten serienmäßigen LED-Scheinwerfer, die mit einer feinen Lichtleiste verbunden sind. Dieses Stilmittel haben die Gestalter auch auf das Heck übertragen. Die Rückleuchten sind serienmäßig komplett mit Leuchtdioden bestückt, eine rote Lichtleiste verbindet sie miteinander.
75 kg Dachlast, 1.000 kg Anhängelast
An den Flanken wurden die unteren Schweller besonders betont, um auf die eigentliche Kraftquelle des E-Fahrzeugs im Unterboden hinzuweisen. Die wuchtigen Radhäuser bieten Platz für Felgen zwischen 18 (Serie in Stahl) bis 21 Zoll. Werksseitig verbaut ist im Volkswagen ID.4 immer eine Dachreling, die auch tatsächlich genutzt werden kann. Die zulässige Last beträgt 75 Kilogramm. Auf Wunsch stattet Volkswagen alle ID.4 Modelle mit einer Kupplung für Anhänger bis 1.000 Kilogramm Gewicht (gebremst, bei zwölf Prozent Steigung) aus. Weitere Optionen sind beispielsweise eine elektrisch angetriebene Heckklappe, die sich auf eine Fußbewegung hin öffnet oder ein Panoramaglasdach, das fast über die ganze Fläche reicht.
Wichtige Infos auf der Scheibe
Im Infotainment-Paket „Plus“ erhält der ID.4 das Augmented-Reality Head-up-Display. Es projiziert wichtige Informationen auf die Windschutzscheibe, und zwar in zwei Anzeigefeldern getrennt – eine Weltneuheit. Das flache untere Fenster präsentiert die Geschwindigkeit, die Verkehrszeichen sowie die Assistenz- und Navigationssymbole als statische Anzeigen. Sie scheinen gut drei Meter vor dem Fahrer zu schweben.
Die eigentliche Innovation im Volkswagen ID.4 ist die dynamische Anzeige im großen Fenster, das mit einem virtuellen Abstand von etwa zehn Meter im Sichtbereich des Fahrers liegt. In einem Feld mit etwa 70 Zoll Diagonale erscheinen Spurmarkierungen der Assistenzsysteme sowie die Abbiegepfeile und Zielpunkte der Navigation. Alle vorkonfigurierten ID.4-Modelle sind serienmäßig mit dem Navigationssystem Discover Pro samt Zehn-Zoll-Display ausgestattet. Ab dem ID.4 City und dem ID.4 Life ist das Infotainment-Paket mit Telefonschnittstelle Comfort, die das Smartphone an die Bordelektronik anbindet und induktiv laden kann, an Bord.
Während der Grundpreis für den ID.4 Pure bei 36.950 Euro liegt, kosten City und Life ab 47.020 Euro, Business ab 51.005 Euro, Family ab 52.205 Euro. Die Topmodelle Tech und Max stehen ab 55.530 beziehungsweise 58.940 Euro in der Preisliste. In allen Fällen kann die Förderung in Höhe von 9.500 Euro abgezogen werden.
VW ID.4 Max – Technische Daten:
Fünftüriges, fünfsitziges Kompakt-SUV; Länge: 4,58 Meter, Breite: 1,85 Meter, Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,77 Meter, Kofferraumvolumen: 543 Liter.
Elektromotor, 150 kW/204 PS, maximales Drehmoment: 310 Nm bei 0 U/min, 1-Ganggetriebe, Hinterradantrieb, 0-100 km/h: 8,5 s, Vmax: 160 km/h (abgeregelt), Normverbrauch: 17,7 kWh/100 Kilometer (WLTP), CO2-Ausstoß: 0 g/km (WLTP), Abgasnorm: entfällt, Effizienzklasse: A+, Preis: ab 49.950 Euro.
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