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Volvo XC40 Recharge: Der Power-Würfel

Mit dem XC40 Recharge hat Volvo einen beachtlichen ersten Stromer auf die Räder gestellt. Ein, zwei Dinge haben wir aber auch vermisst.

Kaum eine andere Marke setzt so entschieden auf die Elektromobilität wie Volvo. Früh entschieden sich die Schweden für ein Ende des Verbrenners: Bis 2025 will man mindestens fünf vollelektrische Modelle im Portfolio haben, vermutlich sogar sieben. Diese sollen dann die Hälfte des gesamten Absatzvolumens ausmachen. Die anderen 50 Prozent sollen die Plug-in-Hybride beisteuern. Fünf Jahre später fliegen – wie zuvor schon die konventionellen Benziner – schließlich auch die Teilzeitstromer aus dem Programm.

Die schwedische Marke mit chinesischer Mutter avancierte mit diesen Ankündigungen zum Vorreiter. Entsprechend früh und intensiv begleitete man das erste rein elektrische Modell zum Markstart, der im Frühjahr stattfand. Nun stellte sich der rein elektrische XC40 – der vollständige Name lautet XC40 Recharge P8 AWD Pure Electric – für Testfahrten in der Redaktion ein.

Jede Menge Power

Volvo Recharge
Von hinten kann man ihn nur an den fehlenden Aufpuffendrohren erkennen. Foto: Volvo

Und gleich mit dem ersten Stromer geht Volvo in die Vollen: Zwei Elektromotoren leistet zusammen 300 kW (408 PS), liefern ein Drehmoment von 660 Newtonmeter ab dem ersten Moment und treiben beide Achsen an. Das ist auch nötig, denn die brachiale Gewalt der beiden Turbinen würde zwei Räder überfordern. Drückt man das Strompedal ein wenig kräftiger durch, quittiert der Antrieb dies mit einem Vortrieb, der an den von potenten Sportwagen erinnert; vielleicht mit dem Unterschied, dass beim XC40 keine Gangwechsel erfolgen. Zu Ende ist die Party erst bei Tempo 180, bei dem alle Volvos abgeregelt sind, freilich auch die Stromer. Klar, so viel Power braucht es in einem XC40, der ja nicht unbedingt für seine Sportlichkeit bekannt ist, nicht. Und so wird es zum Jahresende auch eine Variante mit nur einem Motor und weniger kW geben.

Verbrauch: 23,8 kWh

Volvo Recharge
Das Infotainmentsystem basiert nun auf dem Google-System. Foto: Volvo

Nun ja, auch der schwedische Kraft-Würfel lässt sich gemütlich pilotieren, was wir bei unseren Testfahrten auch beherzigten, und die erste Frage bei Elektroautos betrifft stets den Verbrauch – immer im Hinblick auf die Reichweite. Dass hier keine Werte unter 20 kWh unter dem Strich stehen würden war angesichts des hohen Aufbaus eines SUV und den beiden muskulösen Verbrauchern an den Achsen absehbar. So kamen wir in den beiden Wochen bei ruhiger Fahrweise auf einen Schnitt von 23,8 kWh je 100 Kilometer (inklusive Ladeverlusten), wobei wir nicht müde werden zu betonen, dass dieser maßgebend vom Stromfuß beeinflusst ist. Lockt man die 300 kW gerne aus der Reserve können es auch über 30 kWh werden.

Praxisreichweite: Um die 300 Kilometer

Integriert in den Unterboden des Volvo Recharge sind Akkupacks mit einer Kapazität von insgesamt 78 kWh, wovon man 75 kWh nutzen kann. Die Reichweite ist also schnell ausgerechnet und beträgt bei unserem Schnitt rund 300 Kilometer, bevor man an die Ladesäule muss. Wie schnell der XC40 dann Strom zieht, ließ sich leider nicht kontrollieren, da die Anzeige die kW-Werte nicht liefert und die Volvo-eigene Smartphone-App sich nicht koppeln ließ. Der Grund: Das System verlangte nach allen drei Fahrzeugschlüsseln, die freilich nicht parat waren. Rein nominell soll die Ladeleistung des 400-Volt-Systems 150 kW betragen. Wie das Chart belegt, schafft das System diese Leistung nur kurz, bevor sie in Stufen absinkt und bei 80 Prozent Ladung auf rund 25 kW absinkt.

Volvo Recharge
Der Kofferraum bietet 414 Liter Staraum – und damit etwas weniger als bei den Verbrennern. Foto: Volvo

An Wallboxen zieht der XC40 dank dreiphasigem Laderegler mit 11 kW, und im Display hinter dem Lenkrad wird angezeigt, wie lange es bis zur Vollladung braucht. Volvo versäumt nicht, darauf hinzuweisen, dass man so oft wie möglich nicht ganz voll, sondern nur zu 80 Prozent laden sollte, um den Akku zu schonen.

Kein Starterknopf mehr

Es hat sich aber gegenüber den (teil-)fossil-betrieben Geschwistern auch einiges geändert. Als Alleinstellungsmerkmal kreierten die Ingenieure das Zündungsprozedere. Einen Starterknopf gibt es nicht mehr. Vielmehr registriert das Fahrzeug die Annäherung des Schlüssels und macht sich bereit. Wird dann der Fahrersitz belastet, muss man nur die Fahrstufe einlegen und los geht´s. Bei Fahrtende gilt das umgekehrte Prozedere.

Ansonsten hat sich der Stromer die Qualitäten der anderen XC40-Geschwister bewahrt. Platz, Bedienung, Verarbeitung und Materialien sind auch im Volvo Recharge von bekannter Qualität. Lediglich das Infotainment wurde erneuert und durch das Google-System ersetzt: Mit „Hey Google“ aktiviert man es und gibt seinen Sprachbefehl ein. Die Navigation basiert auf Google Maps und schließt auf längeren Touren potenzielle Ladepunkte mit ein. Und der Laderaum schrumpft gegenüber den Verbrenners leicht von 452 auf 414 Liter.

Wenige Infos

Volvo Recharge
Die Ladedose sitzt auf der Fahrerseite hinten. Foto: May

Ein wenig überrascht waren wir vom Daten-Geiz des Stromer-XC40. Er zeigt vom elektrischen System nur das Notwendigste an: So fehlt neben der Ladeleistung auch die Reichweitenangabe – nicht nur im zentralen Display oder im zuständigen Bereich in den Untermenüs; man findet ihn auch in den Fahrdaten nicht, die sich per Druck auf eine Taste am Lenkrad öffnen. Zentraler Hinweis ist ein Balkendiagramm und die prozentuale Ladestandsangabe. Die Rekuperation kann man nur an- und ausschalten – das funktioniert nur über den zentralen Monitor.

1.500 Kilo Anhängelast

Und noch etwas ist uns bezüglich des zentralen Displays aufgefallen: Es lässt sich nur sehr beschränkt auf die Info-Bedürfnisse des Piloten einstellen. Zwar kann man die Navigation/Routenführung einblenden, sonst aber nichts. Zumindest die Fahrdaten hätten wir uns dort gewünscht – Platz ist ja genug. Das zweite, was uns – diesmal positiv – auffiel, war der Widerstand im Strompedal (das früher mal Gaspedal hieß): Musste man bei der Fahrpräsentation in Hamburg noch vehement dagegen drücken, so ging das nun leichter vonstatten – hier hat Volvo wohl ein wenig nachgearbeitet. Positiv zu erwähnen ist die Anhängelast von 1.500 Kilogramm. Titelfoto: Volvo

Nicht gerade ein Schnäppchen

Bleibt der Blick auf die Kosten. Exakt 62.000 Euro brutto kostet der elektrische XC40 laut Liste. Mit einigen Extras, darunter dem IntelliSafe-Pro-Paket (1.550 Euro) sowie dem Xenium-Paket Pro (2.650 Euro), kam unser Testwagen auf 71.475 Euro, so dass der Förderungsbetrag auf 7.500 Euro absinkt. Insgesamt schlägt der Volvo XC40 Recharge P8 AWD Pure Electric laut ADAC mit 79,8 Cent je Kilometer (60 Monate/15.000 Jahreskilometer) zu Buche. Die monatlichen Kosten liegen demnach bei 997 Euro.

Fazit: Mit einigen kleinen Modernisierungen ist der XC40 auch elektrisch ein XC40 geblieben. Die Fahrleistungen sind denen eines Sportlers würdig, die Kosten ebenfalls. Unser Rat: Warten bis die schwächeren Versionen auf den Markt kommen.

Volvo Recharge
Die Ladekurve des XC40 Recharge P8. Chart: EV Database Deutschland

Technische Daten – Volvo XC40 Recharge P8 AWD Pure Electric

Fünftüriges, fünfsitziges SUV mit Elektroantrieb, Länge 4,425 Meter, Breite 1,863 Meter, Höhe 1,647 Meter, Radstand: 2,702 Meter, Kofferraumvolumen: 414/1.328 l, Anhängelast: 1.500/750 kg (gebr./ungebr.), Stützlast 90 kg.

Zwei Permanenterregte Synchronmotoren, 300 kW/408 PS, dreiphasiger Lader mit max. 150 kW (DC) und 11,0 (AC), maximales Drehmoment: 660 Nm ab 1 U/min, 0-100 km/h: 4,9 s, Vmax: 180 km/h, Batteriekapazität 78 kWh (75 kW nutzbar), Durchschnittsverbrauch (WLTP-Zyklus): 24,3 kWh/100 km, Testverbrauch 23,8 kWh/100 km, Reichweite WLTP: 411 km, Reichweite Praxis: 300 km, CO2-Ausstoß: 0 g/km, Effizienzklasse: A+.

Preis: 62.000 Euro., Testwagenpreis: 71.475 Euro.

Souveränes Fahren

Materialien auf Premium-Niveau

gutes Schnellladeverhalten

11-kW-Bordlader

Google-Navigation/Verkehrsmeldungen

Anhängerbetrieb möglich

Hoher Preis

Wenige Anzeigen/Infos

Umständliche Aktivierung der Rekuperation

Ladeanschluss Fahrerseite hinten

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