Die meisten E-Autofahrer tanken vornehmlich an der eigenen Wallbox Foto: Heidelberg

Was eine gute Wallbox ausmacht

Eine eigene Wallbox senkt die Betriebskosten. Aber es sind ein paar Punkte zu beachten.

Kann ich nicht einfach an der Haushalts-Steckdose laden?

Im Prinzip ist das durchaus möglich, vorausgesetzt, die Hausinstallation ist halbwegs modern. Am besten lässt man mal einen Elektriker drauf schauen. Untaugliche Leitungen und Dosen können im schlimmsten Fall überhitzen und zu einem Brand führen. Mit einer Wallbox besteht diese Gefahr nicht. Aber nicht nur unter Sicherheitsgesichtspunkten bietet ein Ladegerät Vorteile. Denn es füllt den Akku schneller und vor allem effizienter. Die Ladeverluste sind beim Tanken an der Box häufig deutlich geringer als in anderen Tank-Modi. Auf lange Sicht amortisiert sich so die Anschaffung.

Welche Ladeleistung benötige ich?

Wallboxen gibt es in unterschiedlichen Leistungsstufen. Je höher der kW-Wert ist, desto schneller ist der Akku voll. Als Standard hat sich eine Leistung von 11 kW etabliert. Die meisten Hausleitungen geben das her, gleichzeitig ist keine Genehmigung durch den Netzbetreiber nötig. Die braucht es, wenn man eine 22-kW-Wallbox in Betrieb nehmen will. Der Aufwand und die Zusatzkosten lohnen sich in der Regel nicht, allenfalls wer ein E-Auto mit großem Akku hat, viel fährt und über Nacht tanken will, ist mit solch einem schnelleren Modell gut bedient. Allerdings können nicht alle E-Autos mit solch hohen Ladeleistungen etwas anfangen. Selbst 11 kW lädt nicht jedes Modell. In solchen Fällen ist eine noch schwächere Box möglicherweise eine Alternative. Die Preisvorteile sind jedoch in der Regel nicht groß.

Wie schnell ist der Akku gefüllt?

Als Daumenregel gilt: Für die Dauer einer kompletten Ladung teilt man die Netto-Akkukapazität seines Fahrzeugs durch die verfügbare Ladeleistung. Wer sein Auto beispielsweise acht Stunden an einer 11-kW-Wallbox auflädt, tankt rein rechnerisch 88 kW. Das ist mehr als die durchschnittliche Batterie an Energie aufnimmt.

Kann ich die Wallbox auch im Freien installieren?

Die meisten Geräte lassen sich auch im Außenbereich installieren. Allerdings gibt es ein paar Punkte zu beachten. So sollten Wallboxnutzer vor dem Kauf auf die technischen Daten des Wunschgeräts achten. Diese Informationen sind leicht auf dem Typenschild, in Datenblättern oder in der Betriebsanleitung des Produktes zu finden. „Gute Produkte geben dort die IP-Schutzart, die IK-Stoßfestigkeit, den Temperaturbereich und Angaben zur EN 61439-7 an. Wenn diese Angaben fehlen oder zu geringe Werte angegeben sind, sind die Wallboxen nicht für den Einsatz im Freien geeignet“, sagt Gregor Getto, Manager Product Safety beim Wallbox-Hersteller Amperfied. Idealerweise verfügen die Wallboxen außerdem über ein Prüfzeichen einer unabhängigen Prüfstelle wie TÜV oder VDE. Zusätzlich sollte beachtet werden, dass die Ladevorrichtung mindestens 90 Zentimeter über dem Boden angebracht werden muss, wenn sie frei zugänglich ist, um sie vor potenzieller Beschädigung und Feuchtigkeit zu schützen“, so Getto.

Muss die Wallbox fest an der Wand montiert sein?

Neben fest installierten Boxen gibt es auch einige mobile Ladegeräte wie Juice Booster, NRG Kick oder den Go-e Charger. Sie sind vor allem für E-Autofahrer mit mehreren Wohnsitzen oder Anlaufpunkten interessant. Die Boxen plus Kabel lassen sich im Kofferraum mitführen und dank verschiedener Adapter vor Ort an fast jede beliebige Stromquelle anschließen. Interessant auch in Gebieten mit schwacher öffentlicher Infrastruktur. Weiteres Einsatzszenario: Wer seinen Stellplatz nur gemietet hat und auf die Installation einer festen Box verzichten will, hat mit einem mobilen Gerät ähnliche Vorteile – jedoch ohne Bohrlöcher und Ärger mit dem Vermieter. Die Ladeleistung hängt dabei vor allem von den örtlichen Gegebenheiten ab, prinzipiell sind auch hier bis zu 22 kW möglich. Preislich liegen die mobilen Boxen in einem ähnlichen Bereich wie feste Geräte.

Sollte ich eine Wallbox mit festem Kabel nehmen?

Ein fest mit der Wallbox verbundenes Ladekabel (Typ 2) dürfte für die meisten Nutzer die sinnvollste Variante sein. Auch, weil das fahrzeugeigene Kabel für die öffentliche Ladesäule im Kofferraum bleibt und nicht vergessen werden kann. Wer eine Wallbox ohne fest installiertes Ladekabel wählt, kann mit Adaptern auch ältere Modelle betanken, die einen Typ-1-Stecker benötigen. Die meisten E-Autos in Europa nutzen heutzutage den Typ-2-Standard.

Welche Box brauche ich, wenn ich sie mit einer PV kombinieren will?

Wer sein Auto mit Sonnenstrom betankt, tut das in der Regel über das sogenannte Überschussladen. Das heißt, dass zunächst der Stromverbrauch des Haushalts über Sonnenenergie gedeckt wird, bevor die überschüssige Energie in die Autobatterie geladen wird. Um das zu erreichen, ist ein Energiemanagementsystem (EMS) nötig, das den Stromüberschuss erkennt und den Fluss umleitet. Die smarte Steuerung kann direkt in der Wallbox integriert sein oder aber die Box nutzt das vorhandene System der Solaranlage im Haus. Soll das Auto möglichst effizient geladen werden, ist zusätzlich eine sogenannte Phasenumschaltung nötig. Die klassischen 11-kW-Wallboxen nutzen in der Regel alle drei Phase des Haushaltsstroms, um den E-Auto-Akku möglichst flott aufzuladen. Dabei ist aber eine Mindestleistung von 4,2 kW nötig, die über die Solaranlage nicht immer zur Verfügung steht – etwa bei schwachem Sonnenschein oder bei hohem Energieverbrauch im Haushalt. Das E-Auto würde in solch einem Fall gar nicht anfangen zu laden beziehungsweise seinen kompletten Strom kostenpflichtig über das Netz beziehen. Anders ist das, wenn die Elektrik auf einphasiges Laden umschaltet. Dann reichen schon 1,4 kW, um mit dem Laden zu starten.

Sollte die Box bidirektionales Laden unterstützen?

Bidirektionales Laden heißt, dass das E-Auto nicht nur Strom aus dem Netz zieht, sondern ihn auch zurückgeben kann. Etwa zum Aufladen eines E-Bike-Akkus, für die Versorgung des eigenen Haushalts oder sogar für das Rückspeisen ins öffentliche Netz. Die Technik steckt aktuell noch in den Kinderschuhen und ist insgesamt sehr teuer. Erste kommerzielle Anwendungen starten gerade erst, mit einem breiten Hochlauf ist ab 2027 und 2028 zu rechnen. Dann sollen markenübergreifende Standards für sinkende Kosten und geringere Komplexität sorgen. Vorher dürfte sich die Investition kaum lohnen. Mittelfristig allerdings schon: Durch das Rückspeisen von Strom entstehen neue Ertragsmodelle für E-Auto-Halter. So können sie beispielsweise selbsterzeugten oder günstig eingekauften Strom im Akku zwischenspeichern und bei Bedarf für die Haushaltsversorgung nutzen. Experten rechnen mit jährlichen Einsparungen im mittleren dreistelligen Bereich allein durch die Reduzierung der Strombezugskosten. Wer dynamische Strompreise für den Handel mit Strom nutzt, könnte noch einmal einen Gewinn in ähnlicher Höhe erzielen.

Benötige ich eine DC-Wallbox?

Die allermeisten Boxen für den privaten Gebrauch arbeiten mit Wechselstrom (AC). Mehr als 22 kW Ladeleistung sind damit in der Regel nicht möglich. Und auch die Fahrzeuge vertragen keine höhere AC-Leistung. Die Gleichstrom-Wallbox (DC) löst das Problem, indem sie die Batterie unter Umgehung des On-Board-Chargers direkt lädt. Übliche Leistungen liegen bei rund 50 kW, womit sie die Lücke zu öffentlichen DC-Schnellladern schließen. Allerdings kosten solche Geräte mehrere tausend Euro, wodurch sich die Anschaffung im privaten Bereich in der Regel nicht lohnt.

Wer montiert mir die Box?

Die Installation der Wallbox muss durch einen qualifizierten Fachmann erfolgen. Er meldet die Wallbox beim Netzbetreiber an, außerdem ist ein separater Stromkreis erforderlich, der über eine Fehlerstromschutzeinrichtung (FI-Schalter) verfügt. Ein auf Elektromobilität spezialisierter Installateur prüft vorhandene Anschlüsse und, je nach Alter des Gebäudes, auch die elektrische Anlage, liefert eine unverbindliche Kostenschätzung und empfiehlt geeignete Wallboxen. Alternativ kann man über Stromanbieter einen Rundumservice mit Beratung, Wallbox-Kauf, Montage und Stromtarif buchen. Auch die Fahrzeughersteller bieten häufig Hilfe bei der Anschaffung der geeigneten Ladetechnik.

Was kostet mich das?

Preislich unterscheiden sich die Angebote teilweise erheblich, abhängig von Ladeleistung, Design und der Ausstattung, etwa Kabellänge sowie Komfort und Zusatzfunktionen des Bediensystems. Einfache Geräte gibt es ab rund 400 Euro, Spitzenmodelle liegen im Bereich von 1.500 Euro. Dazu kommen gegebenenfalls Installationskosten. Kabel und Rohre sind vergleichsweise günstig, so dass größere Entfernungen zwischen Stromanschluss und Garage kein generelles Problem sind. Was viel Geld kostet, sind Arbeitsstunden, Erdarbeiten und Bohrungen sowie die gegebenenfalls nötige Zusatz-Elektrik. Für Entlastung können regionale oder lokale Förderprogramme sorgen. Beispielsweise bietet Baden-Württemberg bis zu 2.500 Euro für Ladestationen in Wohnungseigentümergemeinschaften an.   Holger Holzer/SP-X

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