Porsche bietet den Taycan jetzt auch mit Heckantrieb und damit in der Basisversion an. Unser Autor hat eine Runde gedreht.
Wer sich einen Porsche aussucht, der hat mit Verzicht eigentlich nicht viel am Hut. Entsprechend gut verkaufte sich bislang der Porsche Taycan mit Allradantrieb, für den weit über 100.000 Euro hingeblättert werden muss. Dass günstiger nicht unbedingt weniger bedeutet, zeigen die Zuffenhausener nun mit dem heckgetrieben Taycan, der im März auf die Straßen kommt. Porsche bietet den Stromer in zwei Akkugrößen an: Mit der serienmäßigen Performance-Batterie beträgt die Systemleistung 300 kW/408 PS, in der von uns gefahrenen Version Performance-Plus-Variante sind es 476 PS (+ 5.724 Euro). Mit dieser Batterie ist der Taycan übrigens das erste Serienfahrzeug, das mit einer Systemspannung von 800 Volt, statt der üblichen 400 Volt antritt.
In 5,4 Sekunden auf 100 km/h
Die angegebenen Power-Werte gelten für die Overboost-Leistung bei Launch Control. Die Nennleistung liegt bei 240 kW (326 PS) beziehungsweise 280 kW (380 PS), das Drehmoment bei 345 oder 357 Newtonmetern. Das kompakte Antriebsmodul umfasst eine permanent erregte Synchronmaschine an der Hinterachse, ein Zweigang-Getriebe sowie einen Pulswechselrichter. Den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 absolviert der Taycan mit Heckantrieb in beiden Fällen in 5,4 Sekunden, 17,6 beziehungsweise 16,5 Sekunden dauert es, bis die Tachonadel bei der Marke 200 angekommen ist. Die Spitzengeschwindigkeit liegt jeweils bei 230 Kilometern pro Stunde. Leistungen und Daten dieser Art stehen – vielleicht mit Ausnahme der Höchstgeschwindigkeit – nicht nur einem elektrisch angetriebenen Sportwagen gut zu Gesicht.
Bis zu 270 kW Ladeleistung
Die Performance-Batterie des Taycan hat einen Brutto-Energiegehalt von 79,2 kWh, bei der optionalen Performance-Batterie Plus sind es 93,4 kWh; für sie gibt Porsche eine Reichweite von 480 Kilometer an. Erste Erfahrungen zeigen, dass bei zurückhaltender Fahrweise 400 Kilometer zu schaffen sind. Eine geringere Anzahl an Zellmodulen der Performance-Batterie kommt dem Gewicht zugute. Sie wiegt 76 Kilogramm weniger als der große Akku. Die maximale Ladeleistung liegt bei bis zu 225 kW (Performance-Batterie) beziehungsweise bis zu 270 kW (Performance-Batterie Plus). Somit können beide Batterien in 22 Minuten und 30 Sekunden von fünf auf 80 Prozent geladen werden. Etwas mehr als fünf Minuten dauert es, bis Strom für weitere 100 Kilometer an Bord ist. Zu Hause können Taycan-Fahrer ihr Fahrzeug serienmäßig mit bis zu 11 kW mit Wechselstrom (AC) aufladen. Neu als Sonderausstattung ist ein On-Board-Ladegerät mit 22 kW (+1.666 Euro). Damit lässt sich die Batterie etwa doppelt so schnell aufladen wie mit dem serienmäßigen 11-kW-Ladegerät.
Geplantes Laden
Ladekomfort gibt es auch unterwegs: Die Plug & Charge-Funktion erlaubt bequemes Laden und Bezahlen ohne Karte oder App. Sobald das Ladekabel eingesteckt ist, kommuniziert der Taycan verschlüsselt mit der Plug & Charge-fähigen Ladestation. In der Folge startet der Ladevorgang automatisch. Gleiches gilt für die Bezahlung. Eine Steuerung des Ladevorgangs unterwegs im Hinblick auf schnelles Laden ermöglicht der Porsche Charging Planner. Sobald die Routenführung des Fahrzeugs aktiv ist, hilft das System, auch auf langen Strecken entspannt und ohne unnötigen Zeitverlust zu reisen.
Zunächst berechnet die Navigation unter Berücksichtigung von Echtzeit-Verkehrsinformationen die schnellste oder kürzeste Route. Zudem lässt sich ein gewünschter Ladestatus am Ziel eingeben. Liegt der berechnete Ladestatus unter diesem Zielwert, plant der Charging Planner Ladestopps ein, um am Zielort über die gewünschte Reichweite zu verfügen. Weder die schnelle Ladezeit noch den Bezahlvorgang konnten wir testen, da aufgrund der winterlichen Witterungsverhältnisse eine ausgiebige Fahrt nicht möglich war. Der Verbrauch während der etwas mehr als 50 Kilometer langen Strecke mit einigen schnellen Zwischensprints lag bei 29,6 kWh für den Taycan mit der großen Batterie. Kein schlechter Wert, schließlich gibt Porsche für die Performance-Batterie 28 und für die Plus-Version 28,7 kWh an.
Vorsicht bei feuchter Straße
Doch genug der Datenschau, es geht auf die Straße. Der Unterschied zwischen dem Taycan mit reinem Heckantrieb und den Allradversionen ist schon deutlich spürbar. Vor allem auf nasser oder feuchter Fahrbahn muss der rechte Fuß beim Beschleunigen aus Kurven mit einer gewissen Vorsicht eingesetzt werden. Das gilt vor allem dann, wenn die Räder, serienmäßig 19 Zoll mit Reifen der Größe 245/45 R 20 vorne und 285/40 R 20 hinten, noch leicht eingeschlagen sind. Bei zu rasanter Beschleunigung muss auf das Ausbrechen des Hecks reagiert werden. Bei der Geradeausfahrt allerdings geht es ohne das geringste Problem selbst mit vollem Speed nur noch nach vorne.
Preis: Ab 83.520 Euro
Generell ist das Fahrwerk natürlich wie bei Porsche üblich sportlich agil abgestimmt, ohne aber den notwendigen Komfort zu vernachlässigen. Vorne setzt Porsche eine Doppelquerlenker-Achse mit geschmiedeten Aluminium-Querlenkern ein. An der Hinterachse übernimmt eine Mehrlenker-Achse mit geschmiedeten oberen Aluminium-Querlenkern die Radführung. Die elektronische Schwingungsdämpferregelung Porsche Active Suspension Management (PASM) ist serienmäßig an Bord. Für entsprechende Verzögerung sorgt eine Graugußbremsanlage mit Scheiben im Durchmesser von 360 Millimetern vorne und 358 Millimetern hinten.
Der Taycan mit Heckantrieb steht ab 83.520 Euro in der Preisliste. Das sind fast genau 23.000 Euro weniger als der Taycan S. Dennoch übertrifft er damit die steuerliche Förderungsgrenze für E-Autos.
Fazit: Wer echtes Sportwagenfeeling haben möchte, der ist mit der Basisversion des Taycan und dessen Heckantrieb bestens bedient. Die Leistung reicht für richtig gute Beschleunigung und Durchzug. Und Höchstgeschwindigkeiten werden mit E-Autos ohnehin eher selten gefahren.
Porsche Taycan – Technische Daten:
Viertüriger Elektro-Sportwagen mit Heckantrieb; Länge: 4,96 Meter, Breite: 1,97 Meter, Höhe: 1,39 Meter, Radstand: 2,9 Meter, Kofferraumvolumen: vorne: 84 Liter, hinten: 407 Liter.
Elektroantrieb Systemleistung 350 kW/476 PS, maximales Drehmoment 357 Nm, Zweigang-Automatikgetriebe, Performance-Batterie Plus mit 93,4 kWh. 0-100 km/h: 5,4 s, Vmax: 230 km/h, Stromverbrauch: 28,7 kWh/100 km (NEFZ kombiniert), max. Reichweite 484 km (WLTP).
Preis: ab 83 520 Euro.
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